Tarifabschluß im TV-öD - was hat das mit uns zutun
Vor kurzem erreichte uns auf Facebook die Frage einer Kollegin, ob jetzt der neue Tarifabschluss des TVöD, also 6,3 % Lohnerhöhung in 2 Jahren, auch für uns gilt. Als ich der Kollegin antwortete, dass wir erst im nächsten Jahr Tarifrunde haben und für uns der TV-L gilt, schrieb sie, dass das erstens schade sei und sie zweitens hoffe, dass dann für uns auch noch mehr drin sei, so schlecht, wie unsere aktuellen Arbeitsbedingungen gerade seien. Da ich davon ausgehe, dass nicht nur sie sich diese Fragen stellt und die Erwartungen an steigen- de Gehälter keine irreale Spin- nerei, sondern ein Resultat von steigenden Lebenshaltungskos- ten (man denke nur mal an die Pendler ...) und sinkenden Real- löhnen sind, hier der Versuch, ein paar weitere Antworten zu geben:
Wir gehören zum Tarifvertrag der Länder (TV-L), der sich zwar am Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) orientiert, aber auch diverse Unterschiede aufweist.
Die unterschiedlichen Tarifverträge bekommen jeweils in den Tarifrunden (= Verhandlungen über Lohnerhöhungen ...) eine bestimmte Laufzeit, bis eine erneute Tarifrunde fällig ist. Beim TVöD ist das in diesem Jahr gewesen, beim TV-L findet die nächste Tarifrunde im nächsten Jahr statt.
In einer Tarifrunde gibt es normalerweise drei geplante Termine, an denen Arbeitgeberverband und Gewerkschaft zusammensitzen und über die Neuregelungen verhandeln.
Wir haben im vergangenen Monat zwei Warnstreiktage erlebt. Wir erinnern uns: Es fuhren keine Busse, die Sparkassen waren zu, KiTas waren zu, es gab keine Knöllchen fürs Falschparken...! Damit hat ver.di versucht Druck gegenüber den Arbeitgebern aufzubauen, um die eigenen Forderungen durchzusetzen. Das ist im Fall des TV-öD verhältnismäsig gut gelungen.
Der Abschluss von 6,3 % wäre sicherlich ohne die massive Beteiligung am Warnstreik und die Aussicht, ohne zufriedenstellendes Ergebnis längere Streiks zu riskieren, nicht möglich gewesen. Und genau hier krankt es leider beim TV-L. Der Organisationsgrad der KollegInnen (= die Anzahl der Gewerkschaftsmitglieder) ist im Vergleich zum TVöD geringer. Außerdem sind im Bereich des TV-L generell weniger KollegInnen beschäftigt. Kommt es hier in einer Tarifrunde zu einem Streik wegen einer berechtigten Forderung, wird es deutlich schwieriger als im Bereich des TVöD, diese kraftvoll durchzusetzen.
Was wir im nächsten Jahr auf jeden Fall brauchen werden, sind viele Gewerkschaftsmitglieder in den Betrieben, Krankenhäusern, Behörden ... im Bereich des TV-L, die dann auch bereit sind, für ihre Forderungen die Arbeit niederzulegen.
Gelingt das nicht, sollten wir uns vielleicht schon einmal mit einer 2 oder 3 vor dem Komma anfreunden, die dann vielleicht für zwei Jahre unsere prozentuale Lohnerhöhung darstellen wird. Denn unser Tarifergebnis hängt auch von der Anzahl der ver.di-Mitglieder ab.
Die Frage, ob es dann für die gültigen Vergütungen gelingen wird, neue KollegInnen einzustellen, wenn es in kommunalen Krankenhäusern zuvor höhere Gehaltssteigerungen gegeben hat, mag sich jeder selbst beantworten.