Überlastung an der MHH – Das Präsidium schweigt
Am Mittwoch, den 29.04.09 fand die Personalversammlung für alle Beschäftigten der MHH statt. Neben dem Tätigkeitsberichtes des Personalrates (PR) war v.a. die Überlastungssituation in der Pflege Thema. KollegInnen von verschiedenen Stationen schilderten ihre konkreten Arbeitsbedingungen. Sie wiesen darauf hin, dass unter diesen Bedingungen nicht nur das Personal leide sondern auch die Patienten, da z.T. kaum noch verantwortungsvolle Pflege möglich sei.
Außerdem hat die Kollegin Birgit Kaiser unser ver.di-Pflegenetzwerk vorgestellt. In diesem Netzwerk tauschen sich die Pflegekräfte von den verschiedenen Station und Bereichen an der MHH über ihre Probleme aus und überlegen gemeinsam, wie sie sie lösen können. Birgit machte deutlich, dass Überlastungen keine Einzelfälle seien und forderte das Präsidium auf, endlich etwas gegen die regelmäßige Überlastung, von der viele Bereiche betroffen sind, zu tun. PR und Präsidium sind damit gefordert, ein Verfahren zum Überlastungsschutz zu entwickeln, dass auch wirklich etwas nützt. Diese Forderung wurde von weiteren KollegInnen unterstützt, die es leid sind immer wieder vertröstet zu werden, wenn sie konkrete Abhilfe brauchen.
Das für die Pflege zuständige Präsidiumsmitglied Herr Tecklenburg, hat zu all diesen Schilderungen und Forderungen keinerlei Stellung bezogen. Bezeichnenderweise hat allein Herr Baumann, der im Präsidium für den Bereich Wirtschaftsführung zuständig ist, auf die Beiträge der KollegInnen reagiert: Er hat den Schilderungen der KollegInnen entgegen gehalten, dass es doch im letzten Jahr etwas über 3% zusätzliches Personal in der Pflege gegeben habe.
Das ist jedoch kein Argument gegen die Überlastungswahrnehmung sondern bestärkt diese. Denn im selben Zeitraum stieg die Zahl der Stationären Behandlungen von 47000 auf 53000, also um über 13%. Bettenauslastung und der Casemix-Index sind ebenfalls gestiegen, während die durchschnittliche Verweildauer der Patienten gesunken ist. Dagegen nehmen sich die ca. 3% Personalzuwachs eher dürftig aus. Unfreiwillig hat Herr Baumann also mit seinen Zahlenspielen unsere Sicht bestätigt.
Das Pflegenetzwerk trifft sich das nächste Mal am Donnerstag den 07.05. um 14:30 im Konferenzraum Ladenstraße.
Im Folgenden dokumentieren wir den Beitrag von Birgit Kaiser auf der Personalversammlung:
Mein Name ist Birgit Kaiser. Ich bin Anästhesieschwester und Sprecherin des Pflegenetzwerkes der MHH.
Das Pflegenetzwerk ist eine offene gewerkschaftliche Diskussionsplattform, die sich zum Ziel gesetzt hat möglichst alle Stationen und Abteilungen an der MHH zu vernetzen.
Bei uns sprechen MitarbeiterInnen die Probleme auf ihren Stationen an und gemeinsam finden wir Möglichkeiten gegen Willkür, Respektlosigkeit und Überlastung vorzugehen.
Zur letzten Wahl der Klinikkonferenz sind wir mit einer eigenen Pflegeliste angetreten und haben gewonnen, damit hat die Krankenpflege auch in diesem Gremium wieder eine Stimme!
Zur Zeit befassen wir uns mit dem Thema Überlastung und Überlastungsmeldungen.
Dazu haben wir im März eine Sonderausgabe der Distel herausgebracht in der KollegInnen verschiedener Stationen ihre Überlastung schildern.
Mittlerweile liegen uns Überlastungsmeldungen von folgenden Stationen vor:
22, 26, 27, 42, 47, 50a, 53b, 60, 61b, 63b, 64a, 64b, 66a, 66b, 67, 68a, 69, 74, AnästhesieI und Uro OP Das sind ca 30% aller Stationen der MHH und es werden täglich mehr!
Diese Zahl zeigt deutlich, dass wir hier nicht von Einzelfällen sprechen, sondern dass Überlastung, egal wie sie von einzelnen MitarbeiterInnen wahrgenommen wird, ein beständiges Thema ist. Ein Thema das Frust schafft, Krank macht und das Leistungsniveau an der MHH letztendlich deutlich senken wird.
Wir rufen den Personalrat und das Präsidium auf, das Thema Überlastung verantwortungsbewusst aufzugreifen und für schnelle Entlastung zu sorgen.
Jeden einzelnen Mitarbeiter rufen wir auf Überlastung jederzeit und in jeder Form anzuzeigen.
Denn Überlastungsschutz ist Gesundheitsschutz!